Lugano · 24–25.10.2025
Università della Svizzera Italiana
Materialien - Methoden - Technik
Standortbestimmung und Ausblick
FREITAG, 21. OKTOBER 2022
Lugano
Prof. Frauke Müller, Universität Genf, Prof. Thomas Attin, Universität Zürich, und Prof. em. Adrian Lussi, Universität Bern, geben einen Überblick über das Kongressprogramm und den Ablauf der beiden Kongresstage.
1) Methodische Untersuchung der Mundhöhle, um somit einen Beitrag zur Früherkennung von bösartigen Veränderungen zu leisten.2) Früherkennung von suspekten Mundschleimhautveränderungen und Malignomen, insbesondere solcher, die auf der Grundlage vorher sichtbarer Veränderungen entstehen. Hierzu gehören vor allem orale potenzielle maligne Erkrankungen wie die Leukoplakie und der orale Lichen planus. 3) Procedere (Biopsie, Bürstenzytologie, Überweisung) und Aufklärung der Patient*innen
(Deutsch - Simultanübersetzung in Italienisch und Französisch)
Empfehlungen für die Erkennung allfälliger oder bereits manifester Funktionsstörungen des Kauorgans basierten traditionell auf mechanisch orientierten Konzepten singulärer, meist universitärer Autoritäten. Mit dem Aufkommen der evidenzbasierten (nachweisgestützten) Zahnmedizin im Jahre 1997 und der in den vergangenen rund 30 Jahren erfolgten Akkumulation neuer Erkenntnisse aus methodisch hochwertigen epidemiologischen und klinischen Studien kamen viele, z. T. jahrzehntelang unhinterfragt gebliebene Dogmen ins Wanken. Dies betraf vor allem die Ätiologie, die Interpretation klinischer und bildgebender Befunde, die Indikation diagnostischer und therapeutischer Massnahmen und die Berücksichtigung psychosozialer Aspekte. Auf der Grundlage des Albert Einstein zugeschriebenen Zitats «Mache die Dinge so einfach wie möglich, aber nicht einfacher» widmet sich dieser Vortrag der Frage, welche diagnostischen Maßnahmen notwendig (und welche unnötig oder gar schädlich) sind, um eine valide Diagnose zu stellen, die ihrerseits die Grundlage für die Entscheidung bildet, ob eine ‒ und wenn ja welche – Behandlung durchgeführt werden soll.
Die Diagnose von periimplantären ästhetischen Defekten ist der erste und grundlegende Schritt im Behandlungsplan. Welche Instrumente sollten wir verwenden? Welche klinischen Parameter sollten wir berücksichtigen? Wie können wir diese Arten von Defekten klassifizieren?
(Italienisch - Simultanübersetzung in Deutsch und Französisch)
Endodontische Infekte können geringfügig sein und starke Beschwerden verursachen oder auch weit fortgeschritten – bei vollständiger Beschwerdefreiheit. Entsprechend herausfordernd ist es betroffene Zähne korrekt zu erkennen. Der Vortrag versucht aufzuzeigen, welche diagnostischen Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen sowie wann und wie diese sinnvoll eingesetzt werden können.
Parodontalinfektionen und Periimplantitis können erfolgreich behandelt werden, wenn bestimmte wichtige biologische Prinzipien beachtet und Schlüsselverfahren richtig angewendet werden. Welche anamnestischen und diagnostischen Informationen sind für ein optimales Management unerlässlich? Liefern mikrobiologische Tests oder Untersuchungen zur Bestimmung der Wirtsantwort wesentliche Zusatzinformationen?Anhand typischer Fälle werden Unsicherheiten und Kontroversen angesprochen und anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse hinterfragt.
(Französisch - Simultanübersetzung in Deutsch und Italienisch)
Aufgrund der Verfügbarkeit von Daten und entsprechender Rechenkapazitäten können immer mehr kognitive Aufgaben an Computer übertragen werden, die selbständig lernen, um unser Verständnis zu verbessern, unsere Problemlösungskapazität zu steigern oder uns einfach beim Erinnern zu helfen. Auf diese Weise finden Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) immer mehr Nischen, in denen sie unsere individuellen Fähigkeiten ergänzen und unsere Fähigkeiten nicht nur physisch, sondern auch intellektuell verbessern können. Ausgehend von einer kurzen Einführung in das DFKI gibt dieser Vortrag Einblicke in wichtige Anwendungsbereiche des maschinellen Lernens (Deep Learning) und des Cognitive Computing, die das große Potenzial von State-of-the-Art-KI aufzeigen. Insbesondere werden exemplarische Anwendungsfälle aus verschiedenen Bereichen der Medizin und Zahnmedizin vorgestellt.
Die diagnostische Untersuchung aller Zähne gehört zu den täglichen Aufgaben des Zahnarztes und als Methoden der ersten Wahl gelten nach wie vor die visuelle und röntgenologische Untersuchung der Zähne, um Karies, Restaurationen oder Strukturstörungen valide erkennen zu können. Diese Entscheidungsprozesse sind jedoch von den subjektiven Kompetenzen eines jeden Zahnarztes abhängig. Daher wäre es wünschenswert, die Diagnostik anhand von klinischen Fotos – als Äquivalent zur klinischen Diagnostik – durch Algorithmen der künstlichen Intelligenz (KI) objektivieren zu können. Ziel des Vortrages ist es, eine aktuelle Standortbestimmung zum diagnostischen Potenzial von KI-Methoden zu geben.
Unterstützt uns die KI in der Kariesbefundung? Künstliche Intelligenz als Unterstützung in der Befundung von Bissflügelaufnahmen. Wie eine bessere Daten- und Bildqualität neue Möglichkeiten eröffnen.
Die klassische Bildgebung zur Diagnose von Karies ist nach wie vor das Bissregistrierungsverfahren. Neuere Technologien, um Karies mit Hilfe von bildgebenden Verfahren zu dedektieren, sind die Makrofotografie, die Transillumination oder die Infrarot-Reflexion sowie die Fluoreszenz. In allen Fällen ist die Interpretation dieser Bilder durch den Zahnarzt oft schwierig, insbesondere wenn es sich um Initialkaries handelt. Künstliche Intelligenz kann zu einer deutlichen Verbesserung dieses Dilemmas führen.
Diskussionsforum im Foyer mit Referenten, Dental-Ausstellern und Teilnehmern. Moderation durch Prof. Frauke Müller, Prof. Thomas Attin und Prof. em. Adrian Lussi.In der Dental-Ausstellung können innovative Produkte angesehen und bestellt werden. Das Diskussionsforum wird im Foyer der Aula Magna mit Bewirtung begleitet.
SAMSTAG, 22. OKTOBER 2022
Prof. Patrick Gagliardini von der Università della Svizzera italiana (USI) begrüsst die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und gibt einen Einblick in die USI.
Prof. Frauke Müller, Universität Genf, Prof. Thomas Attin, Universität Zürich, und Prof. em. Adrian Lussi, Universität Bern, geben einen Überblick über das Kongressprogramm und den Ablauf des zweiten Kongresstages.
Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) halten Einzug in die Medizin und Zahnmedizin. Der Vortrag wird beleuchten, wie KI funktioniert und was für Aufgaben sie übernehmen kann. An praktischen Beispielen wird abgeleitet, wo KI bereits heute Nutzen verspricht und in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht.
Wer heilt hat Recht jedoch gibt es kein Recht auf Heilung. Therapeutische Misserfolge und unerwünschte Nebenwirkungen gehören ebenso zum klinischen Alltag wie Therapieerfolge. Ärzte kommunizieren eher die Chance auf Heilung als die Wahrscheinlichkeit eines unangenehmeren Misserfolgs. Eine personalisierte Risikokommunikation mit dem Patienten vor Beginn einer Therapie sowie die Einbeziehung des Patienten in den Entscheidungsprozess minimieren Konflikte im Falle eines Misserfolgs. Dazu zählt auch die klassische Eingriffsaufklärung, welche aus Diagnose-, Behandlungs-, Risiko- und Verlaufsaufklärung besteht.Es ist nicht nur wichtig was wir sagen sondern auch wie wir etwas kommunizieren. Ein Teil des Vortrages widmet sich der strukturierten Gesprächsführung und allgemeinen Aspekten der Kommunikation. Mit einfach zu erlernenden Techniken wie z.B. dem aktiven Zuhören können wir bewirken, dass sich Patienten gut aufgehoben fühlen und Misserfolge bereits im Vorfeld reduziert werden können.
Retainer spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung der Ergebnisse einer kieferorthopädischen Behandlung. Obwohl feste Retainer als zuverlässiger gelten als herausnehmbare Retainer, sind auch diese nicht ohne Nachteile. Bei einigen festsitzenden Retainern sind auch unerwünschte Bewegungen nach der Behandlung möglich, sodass die langfristigen Ergebnisse ebenfalls kompromittiert werden können. Die Auswahl geeigneter Retainer und deren regelmässige Kontrolle verbessert die Prognose der Behandlung.
Nicht nur für das Aufklärungsgespräch mit Patientinnen und Patienten, sondern gleichermaßen für die Planung der weiteren Behandlung spielt die Prognose eines endodontisch behandelten Zahnes eine wichtige Rolle. Neben der Erfolgsaussicht, d.h. der Wahrscheinlichkeit einer zu erwartenden Heilung oder Prävention von Entzündungen oder Schmerzen, sind auch die voraussichtliche Lebensdauer und die Belastbarkeit des Zahnes und damit seine Verwendungsmöglichkeiten in postendodontischen Restaurationen, die sog. prothetische Wertigkeit, kritisch zu prüfen. Indikation und Risiken intrakanalärer Stifte werden kontrovers diskutiert, ebenso die Verwendung in Brückenkonstruktionen und das Risiko von Längsfrakturen. Aber auch die Wertigkeiten von Therapiealternativen (Brücken, Implantate), die Kosten und der Einfluss der Therapie auf die Lebensqualität der Patient*innen sowie deren Wünsche und Erwartungen müssen berücksichtigt werden. Neben Anatomie und Pathologie gehen auch also eine Reihe weiterer sog. „weicher“ Gesichtspunkte in eine komplexe und umfassende Behandlungsplanung ein.
Auf den ersten Blick bietet die moderne Zahnerhaltung alle Möglichkeiten, Zähne so lange wie möglich gesund zu erhalten, denn es ist ja eigentlich kinderleicht, die Volkskrankheiten Karies und Parodontitis nicht zu bekommen. Im kariösen Schadensfall eröffnen minimal-invasive Behandlungsoptionen die Möglichkeit, ein maximales Maß gesunder Zahnhartsubstanz zu erhalten und somit die Prognose und Wertigkeit der behandelten Zähne auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Der Vortrag beschreibt anhand 25-jähriger Erfahrung mit klinischen Studien die Möglichkeiten und Grenzen der direkten und indirekten Füllungstherapie, eingebettet in früheProbleme (warum funktionieren Fissurenversiegelungen schlechter als Füllungen?) und späte Phänomene (macht die Wurzelkaries später alle Zahnerhaltung aus Rache im Rekordtempo wieder zunichte?). Vor allem die Abgrenzung zwischen direkten und indirekten Restaurationen wird dabei spannend, denn es werden noch viel zu viele Märchen erzählt.
Statt Abrasionen und Erosionen der Kauflächen wie bisher prophetisch mit sehr invasiven Operationen zu behandeln, kann nun auf ultrakonservative Weise und mit minimalem Verlust des Restzahngewebes rehabilitiert werden. Ziel des Vortrags ist, die klinischen Schritte der konservativen Rehabilitation aufzuzeigen, von der neuromuskulären und gelenkbezogenen Umprogrammierung bis hin zum Streben nach ästhetischer, funktioneller und posturaler Perfektion.
Erosiver Zahnhartsubstanzverlust ist ein häufig beobachtetes Problem in den Industrieländern. Um den Verlust an Zahnsubstanz zu kompensieren, können indirekte restaurative Behandlungen notwendig sein. Herkömmliche prothetische Konzepte erfordern eine umfangreiche Präparation des bereits beeinträchtigten Gebisses und können zu biologischen Komplikationen führen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es entscheidend, die Zähne möglichst minimal-invasiv und substanzschonend zu präparieren. Gleichzeitig sollen die Restaurationsmaterialien hohen okklusalen Belastungen standhalten und hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Individuelle Fall-zu-Fall- und Zahn-zu-Zahn-Entscheidungen, die einem diagnostischen Prozess folgen, sind der Schlüssel zum Erfolg bei der Rehabilitation von abgenutzten Zähnen.
Prof. Frauke Müller, Universität Genf, Prof. Thomas Attin, Universität Zürich, und Prof. em. Adrian Lussi, Universität Bern, schliessen den Kongress mit einer Zusammenfassung ab.
Dental InnovationCongressLugano · 24-25.10.2025
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